Erinnerung an Woodstock
Was nicht so alles passieren kann, wenn ein paar hundertausend Leute zuviel kommen,
die Toiletten knapp werden, es tagelang regnet und sich dann noch Bomber in Schmetterlinge
verwandeln.
Das Woodstock-Festival hat seinen Namen von einem
kleinen amerikanischen Ort, ca. 100 Meilen entfernt von Manhattan.
Das Festival fand allerdings nicht dort, sondern 80 km entfernt
im Ort Bethel statt. Es dauerte offiziell von Freitag den 15. bis
Sonntag den 17. August 1969 und ist einer der ganz großen Momente
des Zwanzigsten Jahrhunderts.
Die Künstler, welche dabei auftraten, waren:
Joan Baez,
The Band,
Blood Sweat & Tears,
The Paul Butterfield Bluesband,
Canned Heat,
Joe Cocker,
Judy Collins,
Country Joe Mc Donald & the Fish,
Creedence Clearwater Revival,
Crosby Stills & Nash,
The Greatful Dead,
Arlo Guthrie,
Tim Hardin,
The Keith Hartley Band,
Richie Havens,
Jimi Hendrix,
Incredible Sting Band,
The Jefferson Airplane,
Janis Joplin,
Melanie,
Mountain,
Quill,
Santana,
John Sebastian,
Sha-Na-Na,
Ravi Shankar,
Sly & The Family Stone,
Bert Sommer Sweetwater,
Ten Years After,
The Who,
Johnny Winter,
Neil Young.
Die Besucher des "Woodstock Music & Arts Fair"
kampierten auf einem 250 Hektar
großen Farmgelände.
Das Besondere an diesem Ereignis war die
Besucherzahl - geschätzt zwischen 400000 und 500000 - und vor allem
die enorme Friedlichkeit der Besucher. Das Konzert gilt als Höhepunkt
der Hippie-Ära, es ist ein Symbol für die 60er Jahre des vorigen
Jahrhunderts.
Es war ein Ereignis, bei dem fast eine halbe
Million junge Menschen drei Tage lang die Begriffe Teilen, Helfen,
Respekt und Rücksicht kennen lernten. Zugleich wurden bei Woodstock
extrem viele Drogen konsumiert - womit manche Leute die
Friedfertigkeit der Besucher erklären.
Außerdem war das Festival auch
dadurch ziemlich revolutionär, das die Leute einfach nackt herum liefen, wenn
ihnen danach war. Sex war kein Tabu. Dies war für die damalige
Zeit sehr ungewöhnlich.
Die Behörden der Stadt Bethel, des Distriktes Sullivan County
und des Staates New York waren nicht auf so viele Besucher
vorbereitet, deshalb brach bereits zwei Tage vor dem Festival
das absolute Verkehrschaos aus - bis zu 20 Meilen lange
Autoschlangen sperrten den New York State Thruway und
verursachten einen der schlimmsten Staus der Nation.
Es gab während dem Festival drei Geburten und drei Todesfälle,
allerdings keinerlei Einbrüche oder Gewalttaten in der
Umgebung (abgesehen davon, das ein Richter von einem Bekifften
niedergeschlagen wurde).
Die Hauptprobleme waren vor allem das
unerlaubte Betreten von Grundstücken und der Drogenkonsum. Den
meisten Beamten in den kommunalen und staatlichen Behörden
gefiel das Konzert nicht. Daher wurden kurz darauf einige
Gesetze erlassen, die verhinderten, das es so etwas je wieder
geben würde.
Die Vorgeschichte
Das Festival wurde von vier sehr unterschiedlichen, jungen
Männern organisiert und finanziert: John Roberts, Joel
Rosenman, Artie Kornfeld und Michael Lang.
John Roberts (26) war Erbe reicher Eltern und Besitzer eines
Multi Millionen-Dollar-Treuhand Vermögens. Er gab das meiste Geld für das
Festival. Seinen Freund Joel Rosenman (24) lernte er 1967 auf einem
Golfplatz kennen. Die beiden wollten eine Fernsehkomödie schreiben, in
der es um zwei Freunde mit mehr Geld als Hirn ging, die ständig auf
neue Geschäftsabenteuer eingingen. Um Ideen dafür zu bekommen, setzten
sie im März 1968 eine Anzeige in die New York Times: "Junge Männer mit
unbegrenztem Kapital suchen nach interessanten und legalen
Investitionsmöglichkeiten und Geschäftsvorschlägen."
Michael Lang (23) war Manager einer Rockgruppe und wollte bei Capital
Records einen Plattenvertrag für diese Band besorgen. Dabei lernte er
den Vizepräsident von Capital Records - Artie Kornfeld (25) - kennen.
Die beiden kamen ins Gespräch und trafen sich öfters, um sich
stundenlang zu unterhalten. Dabei kamen allerlei Ideen heraus, z.B.
wollten sie ein Aufnahmestudio in einem kleinen Dorf namens Woodstock
bauen - es sollte den "Zurück-zur-Natur"-Geist der Hippie-Kultur
widerspiegeln, außerdem hatten sich in den letzten Jahren viele
bekannte Musiker wie z.B. Bob Dylan, Jimi Hendrix und Janis Joplin in
der Nähe angesiedelt, die selbstverständlich ein modernes
Aufnahmestudio haben wollten. Schließlich sah der Anwalt von Lang und
Kornfeld die Anzeige in der New York Times, worauf sich alle vier
trafen.
Heute noch wird darüber diskutiert, wer die Idee
mit dem Festival hatte. Man einigte
sich schließlich, die Einnahmen des
Konzerts dazu zu benutzen, das Aufnahmestudio zu bauen.
Ursprünglich war das Ganze als kleinere Party geplant,
aber bereits bei ihrem dritten Treffen war das Festival
schon für 50000 Besucher konzipiert - das hatte es noch
nie gegeben. Schließlich wurde in Anlehnung an den
verrückten kleinen Ort die Firma "Woodstock Ventures
Inc." gegründet, von der jeder 25 Prozent Geschäftsanteil
bekam.
Nach längerem Suchen fanden sie ein Gelände in einem
Industriegebiet in Wallkill, allerdings passte das nicht
so ganz in das "Zurück-zur-Natur"-Schema, deshalb wurde,
während die Vorbereitungen schon liefen, nach einem
anderen Ort weiter gesucht. Anfang April ī69 wurden
Anzeigen in Untergrund-Zeitungen wie den Rolling Stone und
ab Mai auch in etablierte Zeitungen wie die New York
Times gesetzt. In den Anzeigen wurden die Symbole und
Parolen der Hippie-Kultur benutzt, z.B. das Peace-Zeichen
oder der Slogan "Drei Tage Frieden und Musik", der ein
Antikriegs-Gefühl herstellen und Gewalt vermeiden sollte.
Dann wurde versucht, die größten Rockbands Amerikas zu
engagieren. Diese zögerten, weil ihnen die Sache nicht sehr
glaubhaft erschien. Schließlich wurde das Problem durch extrem hohe
Gagen gelöst. Der große Durchbruch gelang mit der Einstellung von
The Jefferson Airplane, der damals besten psychodelischen Band, für 12000 Dollar
- normalerweise trat die Gruppe für die Hälfte auf. Anschließend
kamen Creedence Clearwater Revival für 11500 Dollar und The Who für 12500 Dollar
Der Rest folgte. Insgesamt gab Woodstock Ventures
180000 Dollar für Musiker aus.
In Wallkill begannen die Leute sich zu beschweren. Sie hatten Angst
davor, die Hippies könnten randalieren machen, ihren Kindern Drogen
verkaufen usw. Deshalb stellte Ventures einen Pfarrer ein, der dafür
zuständig war, die Leute im Ort zu beruhigen.
Ein örtlicher Radio-Händler wurde gebeten, eine Soundanlage für 50000
bis 100000 Menschen zusammenzustellen - er hielt die Veranstalter aber für
verrückt. Diese Besucherzahl war damals völlig unglaublich. Der Händler
sagt heute, dies würde, auf heutige Verhältnisse "umgerechnet", 30
Millionen Menschen gleichkommen. Schließlich war die Soundanlage fertig
- sie fügte bei geringster Verstärkerstufe jedem, der zehn Fuß entfernt
stand, noch Schmerzen zu.
Ventures versuchte, eine Film-Gesellschaft zu finden, die das Festival
filmte. Aber keine erklärte sich dazu bereit. Schließlich wurde Michael
Wadleigh eingestellt, der schon öfters Dokumentarfilme gemacht hatte,
aber erst durch Woodstock richtig gut wurde. Er nahm das Angebot trotz
der geringen Bezahlung an. Inzwischen gab es in Wallkill nach mehreren
Gemeinderatssitzungen immer mehr Streit zwischen den Behörden und den
Veranstaltern. Das ging sogar bis zu anonymen Anrufen und
Bombendrohungen von Seiten der Einwohner in Wallkill.
Die Veranstalter schalteten weiter Anzeigen in allen möglichen
Zeitungen, sowie in Radiostationen in Los Angeles, San
Francisco, New York, Boston, Texas und Washington D.C. Darin
wurde Woodstock als "Wochenende auf dem Lande und zeitweilige
Kommune" angekündigt. Ein Konzertticket beinhaltete
gleichzeitig einen Zeltplatz. Weil für den Zeltplatz
Organisation benötigt wurde, zog Stan Goldstein, der für den
Campingplatz zuständig war, im Juni die Hog Farm zu Rate. Die
Hog Farm war ursprünglich eine kommunale Schweinefarm in
Kalifornien gewesen. Ihre Mitglieder hatten schließlich Land
neben einem Reservat der Hopi-Indianer in New Mexico gekauft.
Der Leiter der Hog Farm, ein alter Hippie, dessen
richtiger Name Hugh Romney war, der sich selbst aber immer nur
Wavy Gravy nannte, war die Verbindung zu den Massen, denn viele
hatten noch nie im Freien geschlafen.
Am 15. Juli 1969 wurde das Festival von der Stadt Walllkill
offiziell verboten, weil die benutzten Außentoiletten angeblich
illegal und die Pläne der Organisatoren nicht vollständig waren.
Außerdem war einige Wochen zuvor beschlossen worden, daß für
Versammlungen mit über 5000 Menschen eine besondere
Genehmigung benötigt wurde.
Viele Kritiker meinten, dieses Gesetz sei einzig dazu erlassen worden,
Woodstock zu verbieten. Im Grunde genommen war das Verbot für Ventures
nur vorteilhaft. Denn da in einem Leitartikel des Times Herald Record
gegen das Gesetz protestiert worden war, hatte Woodstock viele
kostenlose Publicity bekommen. Außerdem - so Michael Lang - hätte die
Stimmung in Wallkill nur zu Unruhen geführt.
Für Michael Wadleigh war das Verbot nicht so erfreulich. Kodak
wollte Geld für die Ausrüstung, aber die Filmcrew bekam kein
Geld im Voraus, deshalb hatte Wadleigh 50000 Dollar aus eigener
Tasche bezahlt. Als er hörte, daß das Festival verboten worden
war, bekam er Existenzangst. Elliot Tiber las in der Zeitung
davon, daß Woodstock verboten worden war. Er war Hotelbesitzer
in White Lake, nahe Bethel, und wollte ein Mini-Festival
veranstalten, um sein Hotelgeschäft wieder zu beleben. Er rief
sofort bei Woodstock Ventures an. Ungefähr am 18. Juli kam
Michael Lang in White Lake vorbei und sah sich das
Festivalgelände an. Es war viel zu klein - nur 15 Hektar. Aber
Tiber hatte einen Freund, den Farmer Max Yasgur, ein Milchbauer
mit einer riesigen Farm in Bethel. Yasgur und Lang trafen sich
auf dem Feld. Das Grundstück war perfekt. Abschüssiges Gelände,
eine kleine Erhebung für die Bühne, ein See im Hintergrund. Der
Vertrag wurde gleich auf dem Feld abgeschlossen. Lang wollte 600
Hektar, die allerdings auch nur ein Teil der riesigen Farm
waren.
Allmählich merkten die Leute in Bethel, daß Woodstock in ihrem Ort
stattfinden würde. Die Veranstalter wollten sie beruhigen, indem sie
nur von 50000 Besuchern redeten, obwohl sie in Wirklichkeit mit einer
Viertelmillion rechneten. Am 20. Juli 1969 sprach die ganze Welt vom
ersten Menschen auf dem Mond. Aber in Bethel drehte sich alles um
"dieses Hippie-Festival". In dem 3900-Seelen-Ort
unterschrieben 800 eine Petition, um das Festival zu stoppen.
Ventures wollte die Besucher durch ein Pre-Festival
überzeugen, es wurde extra eine Theatergruppe eingeladen.
Das war ein Fehler. Die Gruppe legte die Kleider ab und schrie
Obszönitäten ins Publikum. Die Opposition veranstaltete eine
Barrikade auf der Route 17B, um das Konzert im letzten
Moment zu verhindern. Es nützte aber nichts. Dienstag nachts gegen
zwei Uhr kamen die ersten Besucher an. Auch Wavy Gravy kam
mit 85 Hog Farmern und 15 Hopi-Indianern an, die sozusagen
zur "Hippie-Polizei" wurden. Endlich schloss Ventures einen
Filmvertrag mit Warner Brothers ab. Michael Wadleigh holte
ca. 100 Leute aus der New Yorker Filmszene, die unter dem
Leitsatz "doppelt oder nichts" arbeiteten - würde der Film
ein Erfolg werden, würde es das Doppelte der normalen
Bezahlung geben, ansonsten nichts. Am Donnerstag gab es
schon einen Stau von der Route 17B bis zur Route 17 - das
waren zehn Meilen.
Freitag - erster Tag
Ursprünglich waren zwei Dutzend Kassenhäuschen geplant, am Ende wurden
allerdings nur zwei oder drei aufgestellt, da es einfach zu wenig Platz
gab - es waren schon zu viele Leute da, überall standen Zelte und lag Müll
herum.
Am Morgen rollten drei Busse mit mehr als 100 Polizisten aus New York
an, die speziell wegen ihrer ruhigen Haltung und ihrer cleveren
Art ausgewählt worden waren. In Bethel wurde ihnen aber von den
örtlichen Behörden mitgeteilt, daß disziplinarische Maßnahmen eingeleitet
werden würden, wenn sie eingriffen. Deshalb faulenzten die meisten
während des Festivals. Dennoch arbeiteten einige für Woodstock Ventures
unter anderem Namen - für 90 Dollar am Tag. Daher gab es auf der
Gehaltsliste von Ventures auch acht oder neun Männer mit dem Namen
Mickey Mouse.
Inzwischen gab es Ärger mit der örtlichen Polizei, die eigentlich den
Verkehr regeln sollte. Die Polizei meinte, es gäbe nichts zu regeln -
es würden sowieso alle Autos im Stau stehen. Die Veranstalter
beauftragten die Polizisten, die Hippies zum Parken auf Felder zu
führen - die Polizei aber weigerte sich. Ventures erklärte Woodstock
jetzt offiziell für kostenlos, denn
* es hatten 200000 Leute keine Eintrittskarte, und man hätte sie
schlecht wieder nach Hause schicken können
* es gab es nicht genug Kassenhäuschen und
* Zuseher hatten den Begrenzungszaun sowieso schon
niedergerissen und waren einfach hineingegangen.
Jetzt gab es ein neues Problem: es gab nicht genug Essen.
Die Veranstalter schätzten, daß ca. 750000 belegte Brote
benötigt wurden. Es musste sogar von der Newburgh Stewart Air
Force Basis Essen per Flugzeug eingeflogen werden.
Der erste Tag war als Tag der Folkmusik geplant, mit Joan
Baez als Hauptact und einem Vorprogramm mit Tim
Hardin, Arlo Guthrie und anderen. Die geplante
Anfangszeit war 16 Uhr. Das Problem war: Die Künstler waren
meilenweit in Hotels verstreut und konnten nicht kommen,
weil die Straßen durch die Verkehrsstaus vollkommen
versperrt waren. Daher wurden Hubschrauber für die
Sänger und andere Lieferungen benötigt. Die Hubschrauber
verspäteten sich jedoch. Schließlich kam um 16:00 endlich ein
Viersitzer, der aber nur einzelne Künstler transportieren konnte.
Michael Lang hatte die Wahl: Entweder ließ er jetzt Tim
Hardin auftreten, der irgendwie bekifft herum hing, oder
Richie Havens, der aussah, als wäre er bereit. Also trat
Richie Havens auf.
Die drei tage der Liebe, des Friedens und der Musik begannen
dann endlich am 15.August 1969 um 17.07 Uhr Ortszeit.
Havens musste jedes mal weitermachen, wenn er aufhören wollte,
denn die anderen Künstler waren immer noch nicht da. Nach drei
Stunden (Havens hatte inzwischen schon improvisieren müssen)
landete ein Armeehubschrauber mit musikalischer Verstärkung.
Das war eigentlich paradox: Ein Festival für eine Menge von
Kriegsgegnern hätte ohne die Armee vielleicht nicht
stattgefunden. Zitat Richie Havens: "Wir waren niemals gegen
Soldaten. Wir waren nur gegen den Krieg." Nach Richie Havens
spielte Country Joe McDonald und improvisierte den berühmten
"Fish Cheer", einen Antikriegssong, der die Menge
begeisterte.
John Sebastian, der ehemalige Leadsänger und Gitarrist
der Gruppe Lovinī Spoonful wurde in der Menge entdeckt und auf die
Bühne geschleppt, wo er einige Lieder sang. Danach spielten
Sly & The Family Stone. Um Mitternacht begann es stark zu
regnen, und innerhalb von drei Stunden fielen 15 cm Regen. Um
zwei Uhr sangen Joan Baez, der absolute Star, und Melanie,
eine völlig unbekannte Sängerin, vor einer halben Million
völlig durchnässter Menschen.
Samstag - zweiter Tag
Der Plan für Samstag war härtere Rockmusik mit The Who, The Jefferson
Airplane, Janis Joplin, Creedence Clearwater Revival, The Grateful
Dead, Canned Heat, Mountain und Santana. Die Musik war von sieben Uhr
morgens bis Mitternacht geplant. Es bestand aber die Angst, daß eine
gelangweilte Menge Schaden anrichten könne, also wurden die Künstler
gebeten, doppelt so lang zu spielen, womit die meisten auch
einverstanden waren. Daher ging die Musik bis zum Morgengrauen des
Sonntags.
Am Samstag morgen wurde ein 17jähriger, der sich seinen Schlafsack über
den Kopf gezogen hatte, von einem Traktorfahrer übersehen und
überfahren - er war sofort tot. Eine Krankenstation mit drei
Abteilungen wurde aufgebaut - die erste Abteilung war für Leute mit
Halluzinationen von schlechten Trips, die zweite für die, die sich die
Füße zerschnitten hatten, weil sie auf irgendwelche Glasscherben oder
Flaschen getreten waren, und die dritte für Leute mit einer typischen
Woodstock-Krankheit: verbrannte Augen - das kam daher, daß viele
Besucher den ganzen Tag auf dem Rücken lagen und in die Sonne schauten.
Schon wieder gab es Transportprobleme: die Straßen waren
immer noch verstopft, und die Hubschrauber hatten zuwenig
Ladeplatz. Jetzt stoppte auch noch die Show: Janis Joplin,
The Who und The Grateful Dead wollten nicht spielen, ihre
Manager verlangten die Gage im Voraus. Die Veranstalter
fürchteten, die Fans könnten randalieren, wenn die Bands
nicht spielten, deshalb baten sie die Filiale der Sullivan
County Nationalbank in White Lake, ihnen einen Kredit zu
geben. Da diese wusste, daß John Roberts ein Treuhandvermögen
von mehr als 1000000 Dollar besaß, bekamen die Veranstalter das
Geld. Schließlich traten The Grateful Dead auf - viele
meinen, es wäre ihr schlechtester Auftritt überhaupt
gewesen. Das war auch nicht verwunderlich: Sie standen im
Wasser und erhielten elektrische Schläge, wenn sie die
Gitarren anfassten.
The Who hatten im Juni ihre Rock Oper "Tommy" veröffentlicht, sie sangen
daraus den Titelsong "See Me, Feel Me". Abbie Hoffman, ein Mediziner,
der schon seit Eröffnung des Festivals ununterbrochen im Medizinerzelt
gearbeitet hatte und Acid-Tabletten geschluckt hatte, um wach zu
bleiben - er war daher mehr oder weniger high - ging ans Mikro und
stammelte einige Sätze über einen Teenager aus Michigan, der wegen
Besitzes von zwei Marihuana-Zigaretten zu zehn Jahren Haft verurteilt
worden war. Der Gitarrist von The Who, Pete Townshend, dem ein
unbekannter "Spaßvogel LSD in den Tee gemischt hatte, erkannte ihn
nicht und meinte es sei irgendein ausgeflippter Fan. Daher schlug er
ihm seine Gitarre über den Kopf - Hoffmann kippte um, es geschah ihm
aber nichts Schlimmeres. Zwanzig Jahre später sagte Townsend in einem
Interview über Woodstock, es sei für ihn die Hölle gewesen.
Er wartete stundenlang
auf einen Helikopter welcher ihn ausfliegen sollte, und hatte nur einen
Wunsch: "Weg von hier!"
Sonntag - dritter Tag
Am Sonntag morgen spielte The Jefferson Airplane. Ein Bekiffter
suchte in einigen Hotel-Bungalows, die einem Richter gehörten,
nach einem Arzt. Dieser erklärte ihm, er würde
hier keinen finden, und schickte ihn weg. Der Hippie schlug ihm so ins
Gesicht, daß er eine halbe Stunde ohnmächtig war und einige
Zähne verlor. Dies war der einzige gewaltsame Zwischenfall
während dem ganzen Festival.
Am Vormittag wurde Frühstück verteilt. Wavy Gravy, der Leiter der Hog
Farm, nannte es "Frühstück im Bett für 400000". Es bestand eigentlich
nur aus Hafer- und Weizenbrötchen, die zu Brei gekocht waren und denen
mit einigen Erdnüssen Geschmack zu geben versucht wurde. Als Beilage gab es
gebratenes Gemüse. Es machten inzwischen schon immer mehr
freiwillige Helfer bei der Hog Farm mit - es waren schon Tausende.
Am Mittag wurde es dann heiß. Viele bekamen einen Sonnenstich oder
eine Lungenentzündung, weil sie zwei Tage im Regen gestanden
waren. Das Programm für Samstag war: The Band, Joe Cocker, Ten
Years After, Johnny Winter, Jimi Hendrix und Crosby, Stills &
Nash. Auch Iron Butterfly, Pioniere des Heavy Metals, sollten
eigentlich auftreten. Ventures ließ es allerdings nicht zu - man
meinte, die Besucher könnten durch die harte Musik
angetrieben zu randalieren beginnen.
Im Laufe des Tages geschah etwas Merkwürdiges: Jimi
Hendrix lief einfach zu Fuß durch die Menge und wurde nicht
erkannt! Erst als er zehn Minuten im Ausnüchterungszelt verbrachte,
merkte man wer er war und brachte ihn in Sicherheit.
Ein 20jähriger junger Mann starb an einer überdosis Heroin. In
einer nahe gelegenen Schule, die im Sommer geschlossen hatte,
wurde ein Krankenhaus eingerichtet. Dort kamen unter anderem
drei Kinder auf die Welt, und ein 18jähriger starb an einer
überdosis irgendeiner unbekannten Droge - der dritte und letzte Tote während
des Festivals.
Ein Hippie, der im Schlamm eine Glasflasche übersehen hatte und
hinein getreten war, verblutete beinahe - er konnte gerade noch
rechtzeitig gerettet werden.
Montag - Nachspiel
Gegen neun Uhr früh spielte Jimi Hendrix, der absolute Superstar. Er stimmte
die Nationalhymne an - ein Moment, der in die Geschichte des RockīnīRoll
einging. Danach war dann Schluss mit Love, Peace and Music.
Ventures hatte mindestens 1,3 Millionen Dollar Schulden. Kornfelds
Veranstaltungsausgaben lagen bei über 150000 Dollar das war 70 Prozent über dem
Budget. Langs Produktionskosten lagen bei zwei Millionen Dollar 300 Prozent über
dem Budget. Sechs Wochen lang war Woodstock eine Goldgrube gewesen, wo
Ausgaben völlig egal waren, jetzt aber begannen finanzielle Probleme.
Ventures hatte Mannschaften für sechs Monate überstunden bezahlt, für
die sie nur sechs Wochen gearbeitet hatten. Auch das Halten einer
privaten Hubschrauberflotte hatte viel gekostet. Die gesamten Kosten
lagen bei 2,4 Millionen Dollar Ventures hatte durch Eintrittskarten 1,1
Millionen Dollar eingenommen, davon mussten aber 600000 Dollar wegen ungedeckten
Schecks abgezogen werden. Und jetzt begann auch noch der Staatsanwalt
zu ermitteln, ob das Konzert überhaupt legal war. Ventures gab 600000
Dollar für Putz- und Aufräumarbeiten aus. Das Konto bei der Nationalbank war
um 250000 Dollar überzogen, daher verpfändete Roberts 1 Million Dollar in
Wertpapieren. Schließlich zahlte die Familie Roberts alle Schulden.
Sechs Wochen später zahlten Rosenman und Roberts Lang und Kornfeld mit
31240 Dollar pro Person aus. Dennoch waren die zwei Parteien lange Zeit
zerstritten. Rosenman und Roberts beklagten sich darüber, daß Lang und
Kornfeld - aber besonders Lang - die ganze Aufmerksamkeit auf sich
gerissen hätten, Rosenman und Roberts seien nicht einmal im Film
vorgekommen.
Nach Bericht der staatlichen Gesundheitsbehörde vom 4.Oktober 1969 gab es in
Woodstock 5162 medizinische Fälle, 797 dokumentierte Fälle von
Drogenmißbrauch und angeblich acht Fehlgeburten. Es gab drei Tote: zwei
waren an einer überdosis gestorben, einer vom Traktor überfahren worden - es
gab keine Beweise, also auch keine Klagen (der Traktorfahrer war
übrigens nie identifiziert worden). Anfang 1970 musste Ventures 12000
bis 18000 Karten von Leuten ersetzen, die wegen der Verkehrslage nicht
hatten anreisen können.
Was nach Woodstock geschah
Wavy Gravy wollte die Dinge nach dem Festival in Bewegung halten. Er
schloss mit Warner Brothers einen Filmvertrag für eine Reise der Hog
Farmer durch die ganze USA ab. Irgendwie landete die Gruppe in England
und reiste bis Mitte der 70er Jahre durch 13 Länder (inkl. Türkei,
Indien und Nepal) und verteilte kostenloses Essen und medizinische
Versorgung.
Max Yasgur ging für zwei Jahre nach Israel und lernte dort den ersten
Ministerpräsidenten des Landes, Ben Gurion, kennen. Yasgur starb 1973
an einem Herzanfall. Seine Witwe teilte die Farm auf und verkaufte sie.
Noch heute ist der größte Teil des Geländes Weideland - Woodstock-Fans
sammeln heute Spenden, um das Land zu kaufen, damit es immer in diesem
Zustand bleibt.
In den 70er Jahren wurde Woodstock zu einem Klischee für alles, was in
den 60er Jahren "blöd" war. Am Ende der Dekade begannen dann einige Leute,
den Jahrestag des Woodstock-Festivals mit einer Feier im August zu
feiern.
1978 baute ein Schweißer namens Wayne Saward ein Denkmal, das
heute noch steht. Es ist eine fünfeinhalb Tonnen schwere Markierung aus
gegossenem Eisen und Beton mit der Aufschrift: " Es ist unmöglich,
endgültige Worte über Woodstock 1969 zu schreiben. Es ist zum
historischen Symbol mit verschiedenen Bedeutungen für Tausende von
Menschen geworden. "
Zum 25 Jahre Jubiläum gab es 1994 ein zweites Woodstock-Festival,
das natürlich bei weitem
nicht die Besucherzahlen des 69er Festivals erreichte. Dort spielten
unter anderem Green Day, Aerosmith, Metallica, Cypress Hill und viele
mehr, auch einige Künstler des ersten Festivals, wie Joe Cocker.
Die Sängerin Joni Mitchell hat die Stimmung und den Geist
von Woodstock in einem wunderschönen Lied zusammengefasst:
I came upon a child of god
He was walking along the road
And I asked him, where are you going
And this he told me
I'm going on down to yasgur's farm
I'm going to join in a rock 'n' roll band
I'm going to camp out on the land
I'm going to try an' get my soul free
We are stardust
We are golden
And we've got to get ourselves
Back to the garden
Then can I walk beside you
I have come here to lose the smog
And I feel to be a cog in something turning
Well maybe it is just the time of year
Or maybe it's the time of man
I don't know who l am
But you know life is for learning
We are stardust
We are golden
And we've got to get ourselves
Back to the garden
By the time we got to woodstock
We were half a million strong
And everywhere there was song and celebration
And I dreamed I saw the bombers
Riding shotgun in the sky
And they were turning into butterflies
Above our nation
We are stardust
Billion year old carbon
We are golden
Caught in the devil's bargain
And we've got to get ourselves
Back to the garden
Mad Dogs and Englishman - Diese Platte bei Amazon
Alle Touren
Schneebergwege
- Bergrettungssteig
- Emmysteig
- Fadensteig
- Ferdinand Mayr-Weg
- Fischersteig
- Franz-Josef-Promenade
- Hotelries
- Hochgang
- Krummbachgraben
- Kuhschneeberg
- Kuhsteig
- Lärchkogelgrat
- Nandlgraben
- Nandlgrat
- Nandlgrat (Alter Nandlsteig)
- Niederlauf
- Novembergrat
- Nördlicher Grafensteig
- Oberer Herminensteig
- Oktobergrat
- Stadelwandgraben
- Südlicher Grafensteig
- Unterer Herminensteig
- Waxriegel
- Weichtalklamm
Raxsteige
- Alpenvereinssteig
- Altenbergsteig
- Bärenlochsteig
- Brandschneide
- Camillo Kronich-Steig
- Gaisloch
- Gamsecksteig
- Gretchensteig
- Göbl Kühn-Steig
- Großes Fuchsloch
- Großes Wolfstal
- Großer Kesselgraben
- Ho Chi Minh Pfad
- Hoyossteig
- Karl Kantner-Steig
- Kaisersteig
- Kontruszsteig
- Kronich Eisenweg
- Martinsteig
- Peter Jokel-Steig
- Preinerwandsteig
- Raxenmäuersteig
- Reisstalersteig
- Rudolfsteig
- Schlangenweg
- Staudengraben
- Wildfährte
- Teufelsbadstubensteig
- Törlweg
- Waxriegelsteig
- Wachthüttelkamm
Geführte Touren
- Schneeberg Oktobergrat
- Gösing Hoyos-Steig
- Gösing und Flatzer Wand
- Gösing Hoyos-Steig
- Kienberg und Himberg
- Flatzer Wand und Gösing
- Gösing Hoyos-Steig
- Gahns Saurüssel
- Rax mit Schneeschuhen
- Himberg und Kienberg
- Flatzer Wand und Gösing
- Gösing Hoyossteig
- Prettschachersteig und Krummbachstein
- Schneeberg Oktobergrat
- Gösing Hoyossteig
- Semmering Bahnwanderweg
- Miesenbach Biedermeierrunde
- Gösing Hoyossteig
- Rax mit Schneeschuhen
- Flatzer Wand und Gösing
- Gösing Hoyossteig
- Schneeberg Novembergrat
- Schneeberg Grafensteig und Hengst
- Schneeberg Nandlgrat
- Gösing Hoyossteig
- Gahns Saurüssel
- Biedermeierrunde Miesenbach
- Gösing Hoyossteig
- Gösing Hoyossteig
- Rax mit Schneeschuhen
- Gahns Saurüssel
- Rax mit Schneeschuhen
- Gösing Hoyossteig
- Schneeberg Novembergrat
- Krummbachstein
- Schneeberg Oktobergrat
- Schneeberg Alter Nandlsteig
- Schneeberg Herminensteig
- Gösing und Flatzer Wand
- Rax mit Schneeschuhen
- Gösing Hoyossteig
- Schneeberg_Novembergrat
- Schneeberg Alter Nandlsteig
- Schneeberg Herminensteig
- Schneeberg Brandmauer und Stadelwand
- Schneeberg und Hengst
- Gösing Hoyos-Steig
- Rax mit Schneeschuhen
- Schneeberg Herminensteig und Hengst
- Schneeberg Novembergrat
- Schneeberg Herminensteig
- Schneeberg Herminensteig
- Schneeberg Alter Nandlsteig
- Miesenbach Biedermeierrunde
- Flatzer Wand und Gösing
- Dürre Leiten mit Schneeschuhen
- Rax mit Schneeschuhen
- Dürre Leiten mit Schneeschuhen
- Schneeberg Brandmauer
- Schneeberg Novembergrat
- Miesenbach Biedermeierrrunde
- Gahns Eng und Saurüssel mit Schneeschuhen
- Kuhschneeberg mit Schneeschuhen
- Novembergrat
- Nördlicher Grafensteig und Hengst
- Miesenbach Biedermeierrunde
- Flatzer Wand und Gösing
- Großes Wolfstal
- Alter Nandlsteig
- Herminensteigvariationen
- Gahns Saurüssel mit Schneeschuhen
- Dürre Leiten mit Schneeschuhen
- Kuhschneeberg mit Schneeschuhen
- Flatzer Wand und Gösing
- Großes Wolfstal
- Alter Nandlsteig
- Biedermeierrunde in Miesenbach
- Gahns Saurüssel und Eng